Die Köpfe zweier Manager durchstoßen gleichzeitig die Wasseroberfläche und bilden winzige Farbkleckse im unendlichen Blau des Meeres. Einer reißt sich die Taucher-Brille vom Kopf und schreit: "Wouw!" Der andere strahlt einfach nur.
Beide haben den ersten Tauchgang ihres Lebens hinter sich. Er ist Bestandteil ihres einwöchigen Führungskräfte-Trainings. Wie passt das zusammen?
Nach einer Untersuchung des Instituts für Congress- und Event-Marktforschung bekunden über 40 Prozent der Firmen Interesse an der externen Organisation von Seminaren und Weiterbildung, über 60 Prozent hingegen wünschen ein Incentive. Was liegt da näher, als eine Fortbildung mit Incentive-Charakter anzubieten? Über 90 Prozent der Veranstaltungsteilnehmer von Unternehmen tummeln sich auf Incentives und Events. Nur ein Drittel besucht extern organisierte Mitarbeiter-Schulungen. Fort- und Weiterbildung ist steuerlich absetzbar - schön. Muss sie deshalb trocken sein, ohne Spaß und ohne Erlebnis? Sicher nicht!
Drei Jahrhunderte Forschung und Praxis haben immer wieder den Nachweis erbracht, dass Spaß, Erfahrung und Erlebnis die Schlüssel zum dauerhaften Lernerfolg sind. Müßig, das heute in Zweifel zu ziehen. Mühevoll und aufwendig ist hingegen, die Forderung konsequent umzusetzen. Jedermann weiß, dass Mühe und Aufwand ihren Preis haben. Wenn aber zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, wenn eine Schulung gleichzeitig eine Belohnung darstellt, wenn Rahmen und Inhalt der Veranstaltung locken und jeder daran teilnehmen möchte, dann lohnt das Mehr an Einsatz. Der Mitarbeiter verbessert seine soziale Kompetenz im Training und ist gleichzeitig hoch motiviert, das Gelernte erfolgreich anzuwenden. Denn beim nächsten Mal möchte er wieder zu den Auserwählten gehören und noch besser werden.
Zurück zur Anfangsfrage: Was hat Tauchen mit Führungstraining zu tun? Tauchen ist ein Partnersport, der ein besonders hohes Maß an Verantwortung für den Anderen fordert. Er ruft wie kaum eine andere Sportart dazu auf, selbstkritisch mit den eigenen Ressourcen umzugehen und die des Partners richtig einzuschätzen. Der innere wie der äußere Dialog sind überlebenswichtig. Auch beim Segeln, einer klassischen Teamsportart, ist die Zuverlässigkeit des Einzelnen entscheidend für das Gelingen und ggf. Überleben des Teams. Anders als beim Tauchen gibt es hier - gewollt und notwendig - aber auch klare Hierarchien. Die Delegation verantwortungsvoller Aufgaben oder die unmissverständliche Übergabe halbfertiger Arbeiten zur Fortführung, wie beispielsweise bei Wachwechseln, stellen hohe Anforderungen an Kommunikation und Disziplin sowie Fremd- und Selbsteinschätzung. Beide Sportarten bieten daher ein ideales Betätigungsfeld für Trainings der Persönlichkeit und sozialen Kompetenz.
Sie beweisen aber noch in weiterer Hinsicht ihre Favoritenrolle für Team- und Führungstrainings mit Incentive-Charakter. Ein Drittel aller Wassersport-Interessierten verbindet mit tauchen oder segeln ein "unbeschreibliches Glücksgefühl" und "verwirklicht sich damit einen Lebenstraum". Segeln bekommt darüber hinaus noch das Prädikat "besonders gut", wenn es gilt "berufliche Stress-Situationen zu meistern". Zu diesem Ergebnis führte eine Umfrage des B.A.T. Freizeit-Forschungsinstituts. Danach rangieren diese beiden Wassersportarten weit vor ihren Konkurrenten und sind die Tops für das Flow-Erlebnis. So nennen Psychologen das Lebensgefühl, wenn alles mit Leichtigkeit im Fluss ist.
Wer den ultimativen Kick sucht, findet ihn allerdings eher beim River-Rafting oder Canyoning. Ob Risikofreude und Nervenkitzel sowie der persönliche Einsatz bis zum Letzten das ist, was Sie für Ihre Mitarbeiter suchen, oder ob Ihrer Firmenphilosophie eher der Trainingsrahmen Segeln und Tauchen nahe kommt mit klar kalkuliertem Risiko und der Konzentration auf persönliche Ressourcen und konstruktive Kommunikation - das entscheiden Sie selbst.
Christiane Grabow
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