Investiert der Unternehmer in die Fortbildung seiner Mitarbeiter, so hat er
den Anspruch, dass sich seine Investition rentiert. Mit einem gezielten Training
trifft er eine gute Wahl, dennoch bleibt der Erfolg ungewiss. Denn den bestimmen,
neben der Qualität des Trainings, viele Faktoren am Arbeitsplatz. Und denen
steht der Mitarbeiter meist allein gegenüber mit all seinen neu entwickelten
Zielen aus dem Training - wenn ihm nicht ein Coach zur Seite steht.
Was leistet das Training, was der Coach?
Trainings zielen in erster Linie darauf ab, das Verhaltensrepertoire zu erweitern und dessen Wirkung zu verbessern. Von kurzen Trainer-Inputs abgesehen, geht es hier vor allem um praktisches Erproben. Das individuelle Verhalten wird beobachtet, reflektiert, erfährt ein Feedback und wird verändert. Neue Verhaltensmuster werden im Trainingsumfeld ausprobiert, erneut reflektiert und der Transfer ins berufliche Umfeld vorausgedacht. Seine gewonnene Erkenntnis bringt der Teilnehmer mit seinen Stärken und Schwächen in Einklang und entwickelt daraus konkrete Ziele, damit er deren Umsetzung später überprüfen kann.
Könnte sich der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz genau so auf sein Verhalten konzentrieren, wie dies im Training möglich und erwünscht war, wäre er seinem Trainingserfolg sehr nahe. Leistungs- und Zeitdruck bestimmen jedoch den Alltag und behindern das notwendige, konsequente Üben. Kollegen stehen für ein konstruktives Feedback meist gar nicht oder nur gelegentlich zur Verfügung. So bleibt die ebenso nötige Bestätigung und Korrektur aus. Resultat: Die guten Vorsätze versanden. Im schlimmsten Fall reißt die nächste Woge aus Arbeitsfülle und engen Terminen sogar bereits praktizierte, aber noch ungefestigte Verhaltensänderungen wieder hinweg. Dem Arbeitnehmer bleibt nur der Frust und die Erkenntnis, dass Trainings nichts als schöner Trug sind. Den Arbeitgeber drückt die bittere Erkenntnis, sein Geld schlecht investiert zu haben.
Beides gilt es zu vermeiden - mit Coaching als Trainings-Nachsorge.
Ich höre schon den Aufschrei des Unternehmers: "Das kostet ja noch mehr!" Sicher ist das kurzfristig richtig, langfristig jedoch falsch. Die Rechnung lautet nämlich 1 plus 0 ist kleiner als 1, d.h. Training ohne Nachsorge droht zu einer Fehlinvestition zu verkommen. Verhalten ist eben nicht logisch und gehorcht daher nicht den Regeln der Mathematik. Training mit anschließendem Coaching, ausgerichtet am individuellen Bedarf, führt zu der Gleichung 1 plus 1 ergibt 3. Das bedeutet, der Teilnehmer genießt den vollen Erfolg seines Trainings und erntet die Früchte seiner intensiven Arbeit und Reflexion. Mit seinem Wirken verbessert er das Arbeitsklima in seinem Umfeld. Dadurch wächst die Leistungsbereitschaft weiterer Kollegen. Am Ende genießt der Unternehmer den geldwerten Vorteil der zusätzlichen Coaching-Maßnahme: Effizienz und Produktivität mehrerer Mitarbeiter steigen, das motivierende Verhalten des geschulten Mitarbeiters multipliziert sich.
Viele Fortbildungsverantwortliche scheinen das schon erkannt zu haben. Denn im letzten Jahrzehnt hat sich laut Böning-Studie die Nachfrage nach Coaching als Folgemaßnahme fast verzehnfacht.
In dem Maß, in dem sich Coaching von seinem Ruf befreien konnte, eine elitäre Beratung nur für die Führungsspitze zu sein und auch das therapeutische Mäntelchen abstreifen konnte, gewann es an Bedeutung für die Wirtschaft. Inzwischen nutzen etwa 85 % der großen Unternehmen Coaching als Beratungsinstrument und stufen den Erfolg als positiv bis sehr positiv ein. Sie rechnen mit weiter wachsender Nachfrage. Coaching liegt quasi im Trend. Als vorrangigen Nutzen nennen die Firmen das schnelle Erreichen gesteckter Ziele sowie die deutlich spürbare Verhaltensänderung und Steigerung der sozialen Kompetenz ihrer Führungskräfte.
Wozu dann noch vorher ein Training?
Trainings bieten dem Teilnehmer zeitlich begrenzt ein Experimentierfeld, in dem er neues Verhalten ausprobieren kann. Fehler sind ausdrücklich erlaubt, ja erwünscht, weil sie tief beeindrucken und schnell zum Ziel führen. Im Training bleiben sie ohne negative Konsequenz. Idealerweise bewegt sich der Teilnehmer hier in einem berufsfremden Umfeld und erlebt diese Tatsache als sehr befreiend. Das fördert seine Kreativität und schafft Raum und Mut für neue Denkansätze. Diese innere Unabhängigkeit erfährt der Teilnehmer nur in Training.
Coaching holt dann den Mitarbeiter an der Quelle seiner guten Ideen ab, hilft Wege zu finden, die echten Hindernisse auszuräumen und macht Mut für die eigene Kraft und Ausdauer. So sorgt der Coach dafür, dass das Rinnsal verheißungsvoller Ansätze nicht versiegt, sondern zum starken Fluss anschwillt.
Training macht Lust auf Neues, liefert Ideen und motiviert, sie umzusetzen. Coaching hilft beim Durchhalten und führt zu nachhaltigem Erfolg.
Und der Erfolg gehört dann allein Ihnen - denn der Coach geht wieder.
Christiane Grabow